1. Sicherheitshinweise und Richtlinien für den Einsatz
von kraftbetätigten Spanneinrichtungen
Für den sicheren Einsatz von Kraftbetätigten Spanneinrichtun-
gen, besonders von Spannfuttern, auf Hochleistungsdrehma-
schinen mit hohen Drehzahlen sind bestimmte Kriterien zu
berücksichtigen.
1. Beim Aufbau des Kraftspannfutters und des Spannzylin-
ders auf die Drehmaschine müssen folgende sicherheits-
technische Anforderungen beachtet werden:
1.1 Die Maschinenspindel darf erst anlaufen, wenn der
Spanndruck im Spannzylinder aufgebaut ist und die
Spannung im zulässigen Arbeitsbereich erfolgt.
1.2 Das Lösen der Spannung darf erst bei Stillstand der
Maschinenspindel möglich sein.
1.3 Bei Ausfall der Spannenergie muß das Werkstück bis
zum Spindelstillstand fest eingespannt bleiben.
(Röhm-Sicherheitszylinder erfüllen diese Forderung).
1.4 Bei Stromausfall und -Wiederkehr darf keine Ände-
rung der momentanen Schaltstellung erfolgen.
1.5 Bei Ausfall der Spannenergie muß ein Signal die Ma-
schinenspindel stillsetzen.
2. Die Sicherheitstechnischen Angaben der entsprechenden
Betriebsanleitung müssen genau befolgt werden.
3. Nach dem Aufbau des Spannfutters muß vor Inbetrieb-
nahme die Funktion des Spannfutters geprüft werden.
Zwei wichtige Punkte sind:
3.1 Spannkraft! Bei max. Betätigungskraft/Druck
muß die für das Spannmittel angegebene Spannkraft
(±15%) erreicht werden.
3.2 Hubkontrolle! Der Hub des Spannkolbens muß in der
vorderen und hinteren Endlage einen Sicherheitsbe-
reich aufweisen. Die Maschinenspindel darf erst an-
laufen, wenn der Spannkolben den Sicherheitsbereich
durchfahren hat. Für die Spannwegüberwachung dür-
fen nur Grenztaster eingesetzt
werden, die den Anforderungen für Sicherheitsgrenz-
taster nach VDE 0113/12.73 Abschnitt 7.1.3 entspre-
chen.
4. Ist die max. Drehzahl der Drehmaschine höher als die des
Spannmittels bzw. des Spannzylinders, muß in der Ma-
schine eine Drehzahlbegrenzungseinrichtung vorhanden
sein.
5. Wird das Spannmittel gewechselt, muß die Hubkontrolle
auf die neue Situation abgestimmt werden.
6. Bei der Festlegung der erforderlichen Spannkraft zur Be-
arbeitung eines Werkstückes ist die Fliehkraft der Spann-
backen zu berücksichtigen (Angaben zur Ermittlung der
erforderlichen Spannkraft sind im Vorspann des Röhm-
Kataloges Produkt-Gruppe 6 enthalten).
7. Die Zuverlässigkeit der Kraftspanneinrichtung kann nur
dann gewährleistet werden, wenn die Wartungsvorschrif-
ten der Betriebsanleitung genau befolgt werden. Im Be-
sonderen ist zu beachten:
7.1 Für das Abschmieren soll das in der Betriebsanleitung
empfohlene Schmiermittel verwendet werden. (Unge-
eignetes Schmiermittel kann die Spannkraft um mehr
als 50% verringern).
4
7.2 Beim Abschmieren sollen alle zu schmierenden Flä-
chen erreicht werden. (Die engen Passungen der Ein-
bauteile erfordern einen hohen Einpreßdruck. Es ist
deshalb eine Hochdruckfettpresse zu verwenden).
7.3 Zur günstigen Fettverteilung den Spannkolben mehr-
mals bis zu seinen Endstellungen durchfahren, noch-
mals abschmieren, anschließend Spannkraft kontrol-
lieren.
8. Die Spannkraft muß vor Neubeginn einer Serienarbeit und
zwischen den Wartungsintervallen mit einer Kraftmeßdose
kontrolliert werden. „Nur eine regelmäßige Kontrolle ge-
währleistet eine optimale Sicherheit".
9. Es ist vorteilhaft, nach spätestens 500 Spannhüben den
Spannkolben mehrmals bis zu seinen Endstellungen
durchzufahren. (Weggedrücktes Schmiermittel wird da-
durch wieder an die Druckflächen herangeführt. Die
Spannkraft bleibt somit für längere Zeit erhalten).
10. Beim Einsatz von Sonder-Spannbacken sind nachfol-
gende Regeln zu beachten:
10.1 Die Spannbacken sollten so leicht und so niedrig wie
möglich gestaltet werden.
Der Spannpunkt sollte möglichst nahe an der Futter-
Vorderseite liegen. (Spannpunkte mit größerem Ab-
stand verursachen in der Backenführung höhere Flä-
chenpressung und können die Spannkraft wesentlich
verringern).
10.2 Sind die Sonderbacken aus konstruktiven Gründen
breiter und/oder höher als die dem Spannmittel zuge-
ordneten Stufenbacken, so sind die damit verbunde-
nen höheren Fliehkräfte bei der Festlegung der erfor-
derlichen Spannkraft und zulässige Drehzahl zu be-
rücksichtigen.
Zur genauen Ermittlung der tatsächlichen Spannkraft
empfehlen wir unsere elektronische Spannkraft-Me-
ßeinrichtung EDS. Hier besteht die Möglichkeit,
Spannkräfte auch während der Rotation zu messen.
Eine Spannkraftveränderung durch die Fliehkraft der
Backen kann damit in hervorragender Weise erfaßt
werden.
10.3 Geschweißte Ausführungen möglichst vermeiden.
Gegebenenfalls müssen die Schweißnähte in Bezug
auf die Fliehkraft- und Spannkraftbelastung überprüft
werden.
10.4 Die Befestigungsschrauben sind so anzuordnen, daß
ein möglichst großes Wirkmoment erreicht wird.
11. Die max. Drehzahl darf nur bei max. eingeleiteter Betäti-
gungskraft und bei einwandfrei funktionierenden Spann-
futtern eingesetzt werden.
12. Bei hohen Drehzahlen darf das Futter nur unter einer aus-
reichend dimensionierten Schutzhaube eingesetzt wer-
den.
13. Kraftspannfutter mit Backen-Schnellwechselsystem, des-
sen Wechselmechanismus im Futterinneren angebracht
ist, benötigen eine Sicherung, die das Anlaufen der Ma-
schinenspindel bei entriegelten Spannbacken verhindert.
14. Nach einer Kollision des Spannmittels muß es vor erneu-
tem Einsatz einer Rißprüfung unterzogen werden.